Textformen

Samstag, 30. August 2008

"Alle sind dumm und Google ist schuld"

Unter diesem Titel wird bei Telepolis derzeit eine Artikelreihe veröffentlicht, die zeigt, was Internetakteure der verschiedensten Bereiche alles lernen (können).
Momentan ist der vierte Artikel aktuell, bei dem es um "Profinetzwerker" geht.

Es werden kaum Fragen geklärt, sondern welche aufgeworfen, aber gerade deshalb mag ich die Reihe. Den Bloggerartikel insbesondere, der hat mir Nachdenkstoff geliefert und durch diese Frageform wirkt er am eindrucksvollsten contra dem Spiegelartikel.

Donnerstag, 17. Juli 2008

Medienkinder: Vom richtigen Umgang mit der Vielfalt

Wenn man den Titel dieses Buches von 1994 von Ulrich und Wolfram Eicke aus dem Verlage Knesebeck betrachtet ahnt man es schon: Als Kontrapunkt zur gestrigen Buchvorstellung will ich nun zeigen, wie man es (teilweise) besser macht.

Dieses Buch ist vielleicht auch deswegen besser, weil es sich größtenteils einen unaufgeregten Blick auf ein schon der Panik entwachsenen Thema leistet: Dem Fernsehen.
Medienkritik ist die Botschaft, gegen die Werbung, Materialismus und gewaltbasiertheit, aber immer schwingt das Differenzieren mit, so z.B. in folgender Aufzählung auf Seite 80:

"Darum sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen,
- daß die von Fernsehbildern ausgehenden Reize bei Zuschauern keine direkten Verhaltensreaktionen auslösen,
- daß das Fernsehen nur einer von vielen Faktoren ist, ..."


Entsprechend liest sich das Buch als eine Warnung vor dem zu starken Konsum von Waren, Werbung und vor Fernsehen als Babysitting, als Appell an die Eltern, mit ihren Kindern das Fernsehprogramm zu begleiten um die positiven Auswirkungen zu fördern und die negativen auszugleichen.

Jedoch wird diese Argumentation nicht stringent durchgehalten. Gegen Ende werden Videospiele betrachtet. Vorher war eine Hauptthese, dass die unmögliche Reflexion und Einflussnahme auf das Geschehen das Hauptübel des Fernsehens wäre. Also dachte ich, dass Computerspiele entsprechend positiv bewertet würden, hier bestimmt der Spieler das Tempo sowie die Handlung und hat massig Zeit zur Reflexion.
Leider war das 1994 wohl noch nicht möglich. Stattdessen befindet sich dieses Kapitel auf S.184 in bester Gesellschaft mit den anderen Machwerken der unreflektierten verknöcherten Abwehrhaltung (obwohl man zugute halten muss, dass auch in diesem Kapitel später noch differenziert wird):

" So viele Varianten es auch gibt, das Ziel des Spiels ist immer, so lange wie möglich am Leben zu bleiben und die Gegner und ihre Panzer, Hubschrauber und andere Kriegsgeräte zu vernichten. ... . Dazu werden, im Kampf Mann gegen Mann, brutalste Kampftechniken bis zu doppelten Daumenstößen in die Augen angewendet"

Nun, diese Vorurteile kennt man von Nichtspielern zur Genüge, mal abgesehen von dem logischen Wahnsinn, Kampfhubschrauberpiloten durch Stöße gegen die Augen ausschalten zu wollen.
Trotzdem ist dieses Buch durch seine größere Differenziertheit und seiner klaren Sprache einigen Büchern weit voraus, sogar solchen, die in diesem Jahrtausend fabriziert wurden.

Mittwoch, 16. Juli 2008

Computersüchtig: Kinder im Sog der modernen Medien

Zu den im Titel genannten Buch von 2006 von Bergmann/Hüther aus dem Walter-Verlag ein paar Worte: Wenn man gemäß eines reißerischen unfundierten Machwerks Schreiben lernen will, ist dies das perfekte Exemplar.

Damit man das Buch dafür nicht tatsächlich selbst lesen muss, anbei drei ihm entnommene kleine Lehrbeispiele:

Schreibe so, dass jeder Widerspruch im Keim erstickt wird

Besonders gut kommt es, damit schon auf den ersten Seiten anzufangen. Mit etwas Glück wird der Großteil der Leser jedes kritische Denken dann gar nicht erst beginnen. Das geht dann in etwa so (S.13):

"Die Landschaften in einem Computerspiel haben dieselbe abweisende Härte, wie Baudelaire sie schon wahrgenommen hatte und die ihm charakteristisch für eine neue Zeit zu sein schien; ihr Licht ist eines, das nicht von der Sonne herrührt, alle Dinge glänzen aus sich heraus, und noch in ihren kalten, kristallenen Glanz ist ihre Herkunft aus der Mathematik anzumerken. Sie überspringen die Realität, und eben diese Künstlichkeit und Fremdheit macht die Computerspiele und ihre Ästhetik für Kinder und Jugendliche so verführerisch."

Man achte auf die kleinen Feinheiten: Schachtelsatz, Dichterbezug, philosophische Gedanken, Fremdwörter, verschmolzen um die These zu stützen, dass Computerwelten per se unnatürlich und fremdartig seien. Natürlich ohne Bezug zu einem Spiel (man könnte ja dann sowas wie den Sonnenaufgang in Gothic 3 erwischen und sich selbst widerlegen). Was zum zweiten Lehrstück führt:

Stelle wohlklingende unbelegte Thesen auf

Die Autoren stellen ohne Beleg die These auf, Computerspiele zögen ihren Reiz aus der Geschwindigkeit bzw. der Gleichzeitigkeit von Geschehnissen. Dies ist zwar total blödsinnig, wenn man sich z.B. rundenbasierte Spiele anschaut oder den Erfolg von gemächlichen Spielen wie Counter Strike erklären will, klingt aber gut. Außerdem: Wenn man selbst keine Ahnung hat von Spielen, also ungeübt ist, kommen sie einem sehr schnell vor, da man selbst langsam ist. Diese These dürfte also vielen Nichtspielern gefallen.
Dies schreibt man am besten so (S.14, S.16):

"Wo der Spieler sich in diese Welt einfindet, ihre Gefahren pariert und ihrer Schnelligkeit Stand hält, da vermengt er sich mit ihr, ... .Zeitlos springt das sich zerstreuende Ich durch Schocks und Trance, raumlos zerfließt es in magische Bilderwelten, die keine realitätsberzogenen Bilder und Aneignungen, sondern gleichsam seelische "Synergien" provozieren."

Die Kür: Die Lüge

MMORPGs wie World of Warcraft, aber auch kleinere Konkurrenten wie Regnum, ziehen ihren Zauber aus der fantastischen Welt, der perfekt gestalteten Frust-Lust-Spirale, und der Gemeinschaft der Spieler.
Um das zu fördern ist gerade Blizzard bemüht, eine passende Welt zu erschaffen, deren Mythen und Vergangenheit der Spieler kennenlernt oder in anderen Spielen selbst erschuf. So wird jeder, der schon Warcraft 3 gespielt hat, mir besonderem Interesse die Seuche und ihre Folgen verfolgen und nach Arthas Ausschau halten.
Sowas gleicht einem Buch, einem epischen Film, und doch ist es so viel mehr, da der Spieler als Handelnder im Mittelpunkt steht. Nur: Das darf man natürlich nicht erwähnen, ist es doch etwas positives und sympathisches, was schon beim Erfahren Lust auf diese Welt macht.

Deswegen schreibt man stattdessen (S. 18):

"Woher kommen die Seuchen? Von den Untoten. Wiese Untote? Woher kommen die, welche Ursachen, welche Katastrophe haben sie auf das Schlachtfeld verschlagen? Das sind alles unsinnige Fragen. Es gibt sie, so wie in jedem Horror-Film auch"

Besonders schön hierbei ist die unsinnige Verknüpfung mit den Horrorfilmen. Man hätte stattdessen auf Tolkien oder auf sonstige Fantasy verweisen können, aber das würde doch nicht so schön die Assoziation mit gewaltverherrlichender Scheiße heraufbeschwören (denn als solche werden Horrorfilme in bestimmten Kreisen angesehen).

Und der beste Tipp?

Nutze den Anfang. Wenn all diese Tricks und Gaunereien schon am Anfang des Buches stehen (alles Zitate aus den ersten 20 Seiten), dann erwartet der Leser gar nicht mehr, auf den restlichen 140 noch irgendetwas sinnvolles, belegtes, wohlüberlegtes oder wahres zu lesen.
Beweist man so vollkommen seine Unfähigkeit, darf man dann auch die Abteilung für neurobiologische Grundlagenforschung an der Uni Göttingen leiten.

Freitag, 11. Juli 2008

Ein drittes Geschlecht an den Schulen

Heute in der Zeitung: "Im Schuljahr 2003/2004 waren 27% der Abiturienten weiblich, nur 19% waren männlich."

Sonntag, 30. März 2008

Winkie

"Winkie" von Clifford Chase ist zuallererst ein Roman mit einem lebendig gewordenen Teddybären als Hauptfigur.

Im Post-Nine-Eleven-Amerika wird Winki aufgegriffen und vor Gericht gestellt. Über 1000 Anklagepunkte werden ihm vorgeworfen, hauptsächlich das Verschicken von Briefbomben, nur artet der Prozess immer weiter aus. Gegen ihn sagen Schauspieler aus (man müsse ja die Zeugen schützen), unter anderem der Papst.
Man sieht, dieser Teil des Romans driftet ins Absurde - ein bitterböser Spiegel des heutigen Unrechtsstaates USA, des Systems Guantanamo.

Dies ist aber nur ein Aspekt des Romans. In der ersten Hälfte steht die Geschichte Amerikas im Vordergrund, insbesondere der Rassismus der damaligen Zeit. Der Anfang der zweiten Hälfte konzenriert sich nochmal mehr auf die Selbstfindung Winkies im Wald, der als lebender Teddybär zwischen Objekt, Mensch und Tier steht und erstmal seinen Platz wählen muss - was natürlich die ganze Zeit mitschwingt.
In beiden Teilen gerät das Absurde in den Hintergrund, es sind mehr die weise erscheinenden Gedanken des Teddybären, die zum Nachdenken anregen.

Lustig ist der Roman übrigens nicht. Zumindestens kam es mir nicht so vor. Er ist böse, absurd, originell und meinetwegen auch weise, da Winkie erstaunlich präzise Analysen gelingen, nur Lachen musste ich nirgends. Vielleicht ist es ja der Gedanke, dass egal wie absurd das Gerichtsverfahren auch wird, die Wirklichkeit in ihrer Grausamkeit nicht viel weniger absurd ist, der einem das Lachen verleidet. Oder es ist das Gefühl, eingesperrt zu sein, erst im Teddykörper, dann im Gefängnis, wobei beiden Situationen die Unmöglichkeit zur Kommunikation gemein ist, was einfach zu beklemmend wirkt. Übrigens ein Punkt, den ich als ein Hauptthema des Romans benennen würde.

Alles in allem ein Buch, das sich zu lesen lohnt.

Samstag, 22. März 2008

Die Überwachungsmafia

Zu dem Buch habe ich gerade ein Review entdeckt.
Zitat: "Es gibt viele Zitate von Leuten die direkt verantwortlich für diese Technologien sind und teils erst später darauf gekommen sind, dass ihre Technologien - für die sie nur Positives im Sinn hatten - schamlos ausgenützt werden."

Das dürfte doch den ein oder anderen Juli hier interessieren.

Mittwoch, 13. Februar 2008

Vom Zwang

Der Zwang, mit dem Kopf gegen die Mauer zu schlagen, bis es blutet - sicher kein schönes Erlebnis. Zwangsstörungen aller Art sorgen mit dafür, dass ein Zwang als etwas negatives gesehen wird.
Doch deshalb ist nicht jede Botschaft, in die man das Wort Zwang quetscht, eine negative.

Zwang, schreibt Wikipedia, sei erstmal nur "die nachdrückliche Beeinflussung der Entscheidungs- und Handlungsfreiheit durch verschiedene Einflüsse". Logisch, dass diese Einflüsse Gewalt durch die Polizei sein können.
Aber man kann sich auch selbst zwingen, etwas unangenehmes endlich doch zu tun und so sein Leben zu ordnen.
Man kann einen Journalisten loben, sprechen vom "Zwang, sich einzumischen". Wohlgemerkt: Hier wird der Journalist gelobt und gepriesen, nicht verdammt.
Argumente können zwingend sein, was nichts anderes als sehr überzeugend bedeutet.
Textlog nennt als Synonym für Zwang "Notwendigkeit. Verpflichtung". Eine freiwillig eingegangene Verpflichtung kann als Zwang angesehen werden, ohne dass diese Verpflichtung gleich negativ bewertet werden muss. Wie viele Menschen sehen denn die Ehe, mit der größte Zwang, der je erfunden wurde, negativ, wie viele positiv?
Aber die ethische Ebene vom Freien Willen, was Sarte zum Zwang sagt und was die Religion, die will ich hier ja gar nicht betreten. Hier gehts nur um Sprache.

Denn: Die negative Konnotation kommt ja nicht von ungefähr. Zwang durch Gewalt, als Mittel, um ein Volk zu unterjochen, jemanden zwingen, sein Kind zu töten (Gott insbesondere) - all dies und noch viel mehr sollte dafür sorgen, dass man dieses Wort mit Bedacht wählt.
Aber es bleibt dabei: "Deine Argumente sind zwingend." ist kein Angriff. Ebensowenig ist ein "Warum ich dazu gezwungen bin?" als rhetorische Frage, als Einleitung für die folgende Begründung, der man sich eben absolut verpflichtet fühlt, ein Vorwurf an den Empfänger.
Zumindestens nicht zwingend.

Donnerstag, 31. Januar 2008

Must Have

Für mich und alle Kinder dieser Welt. Zumindestens geh ich erstmal davon aus, bis ich es gelesen habe.

Mittwoch, 9. Januar 2008

Jedermann/frau+Stift=Autor?!

Diese Frage geht mir seit meiner Leserkarriere immer wieder durch den Kopf: Kann sich eigentlich jeder als Autor bezeichnen, der schreibt? Wenn ich so an einige Bücher - die ich leider durch Eigenzwang lesen musste - denke, so kann ich mir nicht vorstellen, dass deren Erschaffer sich ernsthaft Gedanken gemacht haben. Bei Passagen wie "Scheiß aufs Wichsen, wenn Frauenzimmer vorhanden sind, aber ansonsten solltest du dir so zwei-, dreimal am Tag einen runterholen", zitiert aus dem Buch, das ich zurzeit versuche zu lesen, vergeht mir echt der Spaß und ich möchte sowas am liebsten aus der Hand legen. Was genau soll dem Leser dadurch vermittelt werden? Dass ein Charakter dieses Buches vulgär sein soll, kann man doch auch weitaus professioneller ausdrücken.

Andererseits gibt es viele gute Bücher, bei denen es echt Spaß macht sie zu lesen, die mich fesseln und bei denen nicht versucht wurde, mit oberflächlichen Sprüchen Zeilen vollzuschreiben.
Mein Fazit also: Jedermann/frau kann Autor sein, ob er/sie allerdings ein guter Autor ist, ist nicht garantiert. Letztendlich bewertet die Leserschaft!

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wird gemacht
Danke. Ich werde Chrome weiterverfolgen. Nächstes Mal...
onli - 8. Sep, 09:27

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