Mittwoch, 23. April 2008

Speicherverbrauch und Bootzeit unter Ubuntu

Morgen erscheint Hardy, daher ist es an der Zeit, die Ist-Situation zu dokumentieren: Wie schnell bootet Ubuntu momentan, wieviel Speicher fressen die verschiedenen Oberflächen vom Login an?

Mit der Stoppuhr und free habe ich den Vergleich gemacht. Bei allen Konfigurationen außer der Dapperinstallation erfolgt der Login automatisch mittels des Displaymanagers GDM, die Ubuntuversion ist dann Gutsy Gibbon 7.10.

Vorab: wie groß die gefühlte Performance bei ausreichend starken Systemen schlußendlich wirklich ist, geben diese Daten nur andeutungsweise wieder. Gnome fühlt sich mit Compiz dank der Effekte, die immer sofortige Rückmeldung geben und fließende Bewegungen verursachen, ziemlich schnell an.
Ein Beispiel: Fenster zu verschieben macht unter Linux keinen Spaß, das ruckelt normalerweise immer, egal wie stark das System und wie sparsam die Oberfläche ist. Compiz dagegen fängt das mithilfe der Grafikkarte ab.

Die Oberflächen

1. Als Vergleichspunkt dient meine angepasste Dapperinstallation. Hier läuft IceWM, der Login erfolgt automatisch mittels rungetty wie unter Autologin beschrieben.

2. Gnome unter Gutsy Gibbon, wie es die meisten Nutzer haben dürften: mit aktiviertem Compiz.

3. Gnome ohne die Desktopeffekt: Metacity statt Compiz.

4. Xubuntu ist die typische Wahl für schwächere Systeme.

5. LXDE ist noch unbekannt, verspricht aber wie Xubuntu, leichtgewichtig und schnell zu sein. Dafür kombiniert es Eigenentwicklungen und bekannte Programme wie Openbox, um am Ende doch wie aus einem Guss zu erscheinen.

6. Um den Einfluß von Gutsy und GDM abschätzen zu können, wird nochmals IceWM getestet.

Ergebnistabellen

Ein kleiner Hinweis: Von free ist die Bufferbereinigte +/- Ausgabe relevant, sie entspricht am ehesten dem "realen" Ramverbrauch. Startprogramme wurden, sofern sie manuell hinzugefügt waren, natürlich vorher entfernt. Nur ein Xterm fungierte als free-Monitor. Die Bootzeit wurde von der Auswahl in Grub an bis zum vollständigen Darstellen der Oberfläche gemessen. Mein System ist übrigens ein Athlon XP 2700+ mit 1 GB Ram.

Hier die Ergebnisse:

Vergleiche

Kategorien IceWM (Dapper) Gnome (Compiz) Gnome (Metacity) Xfce LXDE IceWM (Gutsy)
free Mem: 138.884 310.676 224.148 259.940 198.080 180.892
free +/-: 53.572 129.924 71.280 92.552 61.554 51.040
Bootzeit: 0:39 1:10 1:04 0:52 0:42 0:39
Sondervergleich
Da das Ergebnis für Gnome mit Metacity etwas wackelig ist (im Vergleich zu Xubuntu dazu mehr), hier der Sondervergleich nach 30 Sekunden:
Ramverbrauch Gnome (Metacity) Xfce
free +/-: 120.560 99.280

Fazit

Nun gut. Welches Fazit kann man aus den Ergebnissen ziehen?

Dapper vs. Gutsy: Gutsy ist beim Booten schneller als Dapper, das legt der Direktvergleich der Bootzeiten von IceWM nahe, die trotz des bei Gutsy zwischengeschalteten GDMs identisch ausfallen. Auch ist es überraschend, dass trotz GDM der Speicherverbrauch unter Gutsy eher kleiner ist - da macht die neuere IceWM-Version wohl doch was aus. Allerdings sieht man GDM bei der "Mem"-Ausgabe dann doch, er rutscht wohl sofort in den Cache.

Gnome-Compiz vs. Gnome-Metacity: Gnome ist und bleibt ein Ressourcenfresser, nochmal mehr mit Compiz. 128 MB Ram im Initialzustand zu verbrauchen ist eine ganze Menge.

Gnome-Metacity vs. Xubuntu: Die erste Tabelle scheint auszusagen, dass Gnome mit Metacity sparsamer ist als Xfce. Das steht jedoch im Widerspruch zu der längeren Bootzeit. Wie ist das zu erklären?
Gnome führt die manuell eingestellten Startprogramme recht früh aus. Zu diesem Zeitpunkt ist die Oberfläche noch nicht ganz geladen, free misst also nur einen Teil des Speicherverbrauches. Deshalb korrigiert die Sondertabelle das Ergebis etwas: Verzögert man die Messung jeweils um 30 Sekunden, verbraucht Xfce wieder weniger - so wie es sein sollte. Hinzu kommt, dass durch den schnelleren Aufbau hier länger im Leerlauf Ram gezogen werden könnte, der reale Unterschied ist also möglicherweise noch größer.

Xubuntu vs. LXDE: Xubuntu muss sich warm anziehen. LXDE ist klein und schnell, schlägt den im Vergleich fast schon trägen Konkurrenten deutlich. Gerade bei der Startzeit merkt man den Unterschied, bei Xfce muss man warten, bei LXDE nicht. Allerdings dürfte Xfce stabiler und benutzbarer sein, dazu unten mehr.

Eigenbau vs. Fertiglösung: Bei 64 MB Ram würde ein LXDE sofort ins swappen kommen, bei IceWM wäre noch ein kleines bißchen Platz. Allerdings auch nicht genug, um mit geöffneten Programmen das Swappen zu vermeiden. Bei 128 MB Ram dagegen fallen die 10 MB Unterschied wiederum so viel weniger ins Gewicht, dass die gesparte Arbeit für LXDE sprechen könnte.

LXDE-Fazit: LXDE könnte eine gute Alternative zum Eigenbau für kleine Systeme werden. Es wirkt hübsch, allerdings ist es noch unfertig. So geht bei mir der Logout-Button im Menü nicht, und die Auflösung ist festgenagelt auf 1024x768. Beide Bugs sind nun gemeldet, aber momentan ist eine Eigenbaulösung mit IceWM noch sparsamer und weniger fehleranfällig

Nun bin ich gespannt, wie sich Hardy schlagen wird. Ich hoffe, dass gerade GNOME mit Compiz sparsamer wird, und dass die in Metacity eingebauten Effekte diesen nicht aufblähen.

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